Projekt Bettkasten

(C) Ernst und Meike Wagner

 

Es fing, wie immer, ganz harmlos an.
„Ach komm, wir bauen noch schnell einen Bettkasten.“
Schnell, haha. Wenn ich jedes Mal einen Euro bekäme, wenn ich das sage, könnten wir uns mittlerweile einen Tischler leisten.

Aber na gut. Stauraum ist schließlich König im Camper, und irgendwas braucht man ja, um die ganzen Kabel, Schräubchen, Ersatzteile und „das heben wir lieber auf, das könnte man irgendwann noch brauchen“-Dinge zu verstecken.

Also ran an die Arbeit – bewaffnet mit 20 mm Alu-I-Profilen (unsere heimlichen Lebenspartner), einer Bohrmaschine und der unerschütterlichen Überzeugung, dass das diesmal ganz easy wird.

Angefangen haben wir – ganz professionell – am Fußende. Erst mal Maß genommen. Und dann nochmal. – zweifel – Also nochmal.
Weil, seien wir ehrlich: egal wie oft man misst, es passt am Ende eh nie auf Anhieb.

Aber irgendwann hatten wir Zahlen auf dem Zettel, die zumindest so aussahen, als könnten sie was ergeben. Also los: Rahmen bauen.

 

(C) Ernst und Meike Wagner

 

Wir wollten natürlich, dass das Ganze aussieht wie vom Designer – keine sichtbaren Schrauben, alles clean.
Also: Einschraubmuttern!
In der Theorie genial. In der Praxis … nun ja.

Finde mal Einschraubmuttern für 10 mm Holzplatten. Das war ein bisschen wie Einhornjagd im Baumarkt. Die Verkäuferin hat uns angeschaut, als hätten wir gerade gefragt, ob sie vielleicht auch Flügelmuttern mit echten Flügeln hätten.

Damit alles schön passt, haben wir die Bretter erst mal mit Schraubzwingen fixiert. Und dann durchs Aluprofil ins Holz gebohrt – aber nur fast durch!

Denn wer einmal komplett durchbohrt, darf sich direkt über ein hübsches Loch als Deko freuen.

Das ganze Spiel: Platte ran, bohren, Platte ab, Löcher auf M5 aufbohren, Einfräsung oben rein. Klingt technisch, fühlt sich in Wirklichkeit aber an wie Yoga mit Elektrowerkzeugen.

 

(C) Ernst und Meike Wagner   (C) Ernst und Meike Wagner   (C) Ernst und Meike Wagner

 

Dann die Löcher für die Einschraubmuttern vorbereiten, Muttern mit Konstruktionskleber einschmieren (schöne Sauerei übrigens) und reindrehen. Und während der Kleber trocknet, denkt man so: Hoffentlich hält das, sonst war’s Kunst.

Nachdem alles ausgehärtet war, kam der große Schraubmoment.
Wir haben gefühlt 100 Schrauben eingedreht – jede einzelne mit Loctite gesichert.

 

(C) Ernst und Meike Wagner

 

Loctite ist so was wie Superkleber für Leute mit Commitment-Issues: einmal drauf, kriegst du’s nie wieder los.
Aber immerhin löst sich jetzt garantiert nix mehr – weder die Schrauben, noch unsere Sehnenscheidenentzündung.

Für die Klappe haben wir eine Fräsung für Klavierbandscharniere gemacht.
Allein das Wort klingt ja schon, als würde man Chopin spielen, während man schraubt.
In Wahrheit haben wir uns einfach mit der Oberfräse angelegt und gehofft, dass sie gnädig ist.

 

(C) Ernst und Meike Wagner    (C) Ernst und Meike Wagner

 

Dann Scharniere rein, Deckel montiert – und siehe da: Es funktioniert!
Natürlich nicht auf Anhieb. Erst klemmte es, dann fiel’s runter, dann klemmte es wieder – aber am Ende lief’s wie geschmiert (im wahrsten Sinne).

 

(C) Ernst und Meike Wagner    (C) Ernst und Meike Wagner

 

Dann wurden die Zierleisten angebracht. Der Kasten sieht aus wie ein Weihnachtsbaum.

(C) Ernst und Meike Wagner

 

Und weil wir schon mitten im Größenwahn waren, haben wir noch LED-Bänder eingebaut.
Mit Magnetkontaktschalter. Jetzt geht das Licht an, wenn man den Kasten öffnet.
Wir haben also offiziell Beleuchtung unterm Bett. Romantik trifft Elektronik.

 

(C) Ernst und Meike Wagner

(C) Ernst und Meike Wagner   (C) Ernst und Meike Wagner

 

Dann kam das Finale: Einbau am Bettfußende.
Zum Glück hatten wir beim Bettenbau schon vier Nutensteine vorgesehen. (Ja, das war tatsächlich mal vorausschauendes Denken – fast schon unheimlich.)

Zur Dämpfung der Vibrationen im Koffer kamen Gummischeiben dazwischen – die gleichen wie bei unserer Solaranlage.
Man könnte sagen, wir haben eine gewisse Markenbindung zu Gummi.

 

(C) Ernst und Meike Wagner (C) Ernst und Meike Wagner

 

Die eigentliche Herausforderung: alle vier Schraubenlöcher genau über den Nutensteinen positionieren.
Das war Millimeterarbeit auf Niveau „Augenmaß, Schweißausbruch und Stoßgebet“.

Aber – Wunder geschehen – es hat gepasst!
Das Gefühl war ungefähr so, als hätten wir gerade einen IKEA-Schrank ohne Fluchen aufgebaut.

Kaum war das Fußende fertig, dachten wir uns:
„Jetzt läuft’s! Lass uns das gleiche Spiel noch mal machen – vorne!“

Und so wiederholte sich das ganze Schauspiel: messen, bohren, fluchen, Loctite inhalieren.
Aber hey – Übung macht den Meister.
Oder zumindest jemanden, der sehr viele Aluprofile besitzt und wenig Geduld.

 

(C) Ernst und Meike Wagner

 

Was bleibt?
Ein wunderschöner Bettkasten, der aussieht, als wär er schon immer da gewesen.
Ein Rücken, der dringend Urlaub braucht.
Und das stolze Wissen, dass wir jetzt unter dem Bett Licht haben.

 

(C) Ernst und Meike Wagner (C) Ernst und Meike Wagner

 

Wir haben gelacht, geschwitzt, geflucht – und am Ende gewonnen.
Der Bettkasten steht.
Er hält.
Er leuchtet.

Und wir?
Wir leuchten gleich mit. 😎