Tag: 16. Dezember 2025

Ventile vom OM904LA müssen eingestellt werden

(C) Ernst und Meike Wagner

 

Wenn der Vario endlich Aufmerksamkeit bekommt.

Wer schon einmal einen alten LKW gekauft hat, kennt dieses Gefühl: Du streichelst den Motorblock innerlich und sagst dir selbst beruhigend: „Ach, das machen wir dann später.“
Später kam. Und zwar in Form von Ventilen, die offenbar seit Jahren darauf gewartet haben, endlich auch mal Teil unseres Pflegeprogramms zu werden.

Nachdem der Motor unseres Varios bereits einige liebevolle Reinigungs- und Werterhaltungsmaßnahmen über sich ergehen lassen musste (er fand das mittelmäßig gut), war klar: Jetzt sind die Ventile dran. Rückblickend kann man sagen – der Motor war in der Vergangenheit wohl immer ordentlich gewartet worden. Der Kauf war also, zumindest was das Herzstück angeht, keine komplette Schnapsidee. Das ist ja auch schon mal was.

Bevor man irgendetwas einstellen kann, muss man natürlich erstmal sehen, was man da eigentlich einstellen will. Also ran an den Ventildeckel, oder wie Mercedes es nennt: die Zylinderkopfhaube unseres OM904LA.

(C) Ernst und Meike Wagner

Dafür durfte zunächst die Seitenverkleidung oberhalb des Motorsteuergeräts weichen. Danach der Entlüftungsschlauch der Haube – ein Bauteil, das sich standhaft weigerte, freiwillig zu kooperieren. Anschließend noch schnell die fünf Stehbolzen lösen und schon lag das gute Stück offen vor uns. Mehr oder weniger.

Die Dichtung habe ich erstmal brav auf dem Zylindergehäuse gelassen. Nicht aus Faulheit, sondern aus taktischem Kalkül: Je weniger Dreck im Motor landet, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass man später anfängt zu weinen. Also außenrum mit einem kleinen, festen Pinsel alles sauber gemacht. Meditativ. Fast schon entspannend. Wenn man den Ölgeruch ignoriert.

(C) Ernst und Meike Wagner

Die Ventileinstellung selbst hat mich schon länger beschäftigt. Also nicht im Sinne von „Ich weiß, wie das geht“, sondern eher so: „Ich weiß, dass ich es irgendwann machen muss.“
Tage vorher habe ich mich durchs WIS gelesen und versucht, die Anleitung zu verstehen. Großes Thema: OT. Oberer Totpunkt. Klingt wichtig. Ist es auch. Nur… wie sieht der eigentlich aus?

(C) Ernst und Meike Wagner   (C) Ernst und Meike Wagner

Keine Ahnung. Wirklich keine.

Also kurzer Ausflug in die Werkstatt des Vertrauens, wo man mir erklärte, dass es auch einen Weg gibt, den Motor ohne akrobatische Höchstleistungen auf OT zu drehen. Dazu wird an der Unterseite des Motorblocks ein Deckel geöffnet, ein spezielles Werkzeug mit Zahnrädern angesetzt (eines davon greift direkt in den Motor), und dann kann man den Motor ganz gemütlich mit einer Ratsche drehen.

Ich habe gedreht. Viel gedreht.
Ob das jetzt wirklich OT war? Keine Ahnung.
Aber Zylinder 1 war laut Anleitung da, wo er sein sollte – und darauf kommt es ja bekanntlich an.

Nun ging es ans Eingemachte:

Die Auslassventile wurden mit 0,6 mm, die Einlassventile mit 0,4 mm eingestellt. Die Fühlerlehre kam dabei zum Einsatz – dieses wunderbare Werkzeug, das einem vorgaukelt, man wüsste genau, was man tut. Gemessen, nachgestellt, nochmal gemessen, minimal geflucht und solange korrigiert, bis sich das Zwischenmaß „richtig“ angefühlt hat. Fachbegriff.

(C) Ernst und Meike Wagner  (C) Ernst und Meike Wagner

Nachdem alles eingestellt war, wurde der Ventildeckel nochmal richtig schön sauber gemacht. Neue Dichtungen rein, alles wieder zusammengebaut und die Stehbolzen mit dem vorgegebenen Drehmoment von 30 Nm angezogen. Ja, Drehmomentschlüssel. Wir sind schließlich keine Barbaren.

Am Ende lief der Motor ruhig, zufrieden und vermutlich ein kleines bisschen dankbarer als vorher. Und ich hatte wieder etwas gelernt:
Ventile einstellen ist kein Hexenwerk – man muss nur wissen, wo man drehen darf. Und wo besser nicht.

Fazit:
Ein weiterer Schritt im Ausbauverlauf unseres LKW-Kofferaufbaus. Kein spektakulärer Umbau, kein Instagram-tauglicher Möbelbau – aber ehrliche Schrauberarbeit. Und genau die gehört eben genauso dazu.

Die Ventile sind jetzt eingestellt.
Der Motor ist glücklich.
Und wir… wir haben wieder ein Kapitel mehr in der Kategorie Ausbauverlauf.

Categories: Ausbauverlauf, Motor